Kann ich mir sicher sein?
Aufgrund ihres Charaktermusters haben Menschen mit einer inneren Sechs einen hellwachen Geist. Ähnlich wie bei Muster Fünf richtet sich ihr Fokus auf ihre Gedankenwelt. Mit ihrem hinterfragenden Verstand fallen ihnen zu sämtlichen Erklärungen leicht Gegenargumente ein, wodurch sie für jedes Für auch ein Wider finden. Dabei laufen ihre Gedankenschritte extrem schnell ab, weshalb sie rasant einen Sinn in scheinbar belanglosen Dingen erkennen können.
Zugleich werden dadurch viele ihrer Entscheidungen von Zweifeln begleitet, weshalb ihre Handlungen oftmals von der Dynamik Ein-Schritt-Vor-Zwei-Zurück geprägt sind.
Auch kann sich Zweifel innerhalb von Beziehungen zeigen. Dann wird misstrauisch hinterfragt, wie das Gegenüber die Aussage wirklich gemeint hat und ob ihm wirklich zu trauen ist. Ist Menschen mit einer inneren Sechs dieser Mechanismus nicht bewusst, suchen sie in der Außenwelt permanent nach Bestätigung für ihre Zweifel, da sie glauben, sich so eine Sicherheit schaffen zu können, die ihnen ihr schneller und wechselhafter Verstand nicht zu geben vermag.
Im Zentrum dieses Charaktermusters steht die Sorge, hilflos zu sein, was mit dem grundlegenden Bedürfnis nach Sicherheit und Vertrauen einhergeht, das sich auf unterschiedliche Weise ausdrücken kann. Beispielsweise im Wunsch, keine Fehler zu machen, im Wunsch, nicht im Mittelpunkt zu stehen oder in der Sorge um die Bewertungen der Mitmenschen. Je unklarer ihnen dieses Sicherheitsbedürfnis bzw. die Sorge darum ist, desto ängstlicher können Menschen mit dieser Fixierung wirken.
Ähnlich wie Menschen mit der Fixierung Fünf richten Menschen mit dem Charaktermuster Sechs einen großen Teil ihrer Wahrnehmung auf Gedanken und mentale Konzepte. Diese sollen ihnen ein Gefühl der Sicherheit suggerieren. Da jeder Gedanke flüchtig ist und wiederum durch einen neuen Gedanken bezweifelt werden kann, tendieren sie leicht dazu, im Außen nach Gewissheiten zu suchen, die sie in ihrer mentalen Welt nicht finden können. So entwickelt sich auf der einen Seite eine Affinität für Systeme und Konzepte, die ihnen eine Beständigkeit vorgeben, stellen diese allerdings wiederum mit ihrem gewohnten Fokus auf die abwägenden Gedanken infrage: „Kann ich der Autorität oder dem Konzept wirklich trauen?“
Inwieweit Angst eine Erwartung ist, Pessimismus Sicherheit suggeriert, auf welchem Weg man Angst vor der Angst fühlen kann und die Dynamik von Ein-Schritt-Vor-Zwei-Zurück nicht länger etwas Schicksalshaftes sein muss – sondern vielmehr etwas werden kann, auf das jeder Mensch gestalterischen Einfluss nehmen kann – werden wir im Kurs Charakter Fibel auf tieferen Ebenen ergründen.