Wie kann ich helfen?
Menschen mit dem Charaktertyp Zwei werden oftmals mütterliche und gebende Qualitäten zugeschrieben. Im Zentrum ihrer Handlungen steht die Frage, wie sie auf die Wünsche ihrer Mitmenschen eingehen und anderen unter die Arme greifen können. Dabei gehen sie in der Fürsorglichkeit auf und stellen sich mit ihren eigenen Bedürfnissen tendenziell an hintere Stelle. Tiefe Freude wird empfunden, wenn sie den Eindruck haben, wirklich gebraucht zu werden. Und zwar nicht nur auf einer oberflächlichen, sondern auch auf einer tieferen, emotionalen Ebene.
Eine grundlegende Überzeugung des Musters Zwei ist, dass Liebe durch Liebe belohnt wird. So richten sie ihren Fokus auf die Bedürfnisse der Mitmenschen in der stillen Hoffnung, Liebe und emotionale Wärme als Lohn für ihre Bemühungen zurückzubekommen. Viele Menschen mit diesem Typ berichten, dass sie sich leicht in Co-Abhängigkeiten begeben, in denen sie ihre eigene Unabhängigkeit durch das Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse aufgeben. Denn jedes Verhalten, das die eigenen Sehnsüchte offen in den Vordergrund setzen würde, könnte egoistisch wirken und die Verbindung zum Gegenüber beeinflussen.
Es wird also deutlich, dass hinter der Fürsorge ein Deal steht: Die eine Hand wäscht die andere: „Ich gebe Liebe und dafür bekomme ich welche zurück.“ Da dieser Deal aber nicht offen kommuniziert wird, lautet es vielmehr: „Ich gebe Liebe und dafür darf ich mir welche vom anderen erhoffen.“
Bleibt die Fürsorglichkeit unbeantwortet, suchen sie zunächst den Fehler bei sich selbst, um ihre Mitmenschen noch mehr zu umsorgen. Als Folge davon kann, sich der Partner jedoch überbehütet fühlen, weil er damit bedürftiger gemacht wird, als er ist. Bleiben die Ambitionen von „Zweien“ dann immer noch unbeantwortet, kann sich ihre Fürsorge schnell in Vorwurf und Frustration verwandeln. Sie kann sich aber auch zu Stolz verkehren: „Niemand kann sich so gut um andere sorgen, wie ich.“
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen gerichteter und ungerichteter Liebe? Wie können unbefriedigte Bedürfnisse durch Stolz klein gehalten werden? Und was steckt hinter dieser Verlockung, zwischenmenschliche Beziehungen intimer zu machen, als sie sind? Wir schauen es uns in dem Kurs Charakter Fibel genauer an.